Die Seeschlacht - beginnt schon in den Amtsstuben der Lobbyisten

  • Das ist eine traurige Geschichte und könnte sich so oder ähnlich auch bei uns zugetragen haben. Halt, sowas hat sich sogar zugetragen, als vor einigen Jahren ein besoffener, kurzsichtiger Rentner mit seinem Motorboot auf dem Bieler See ein Schlauchboot überfahren hat und eine junge Frau dabei um Leben kam (und er hat nicht mal angehalten). Wenn zu wenig Wind weht fahre ich oft mit meiner Frau und dem Schlauchboot an den Murtensee. Dort brettern sie auch mit 80 Sachen oder mehr über das Wasser. Wir halten uns immer innerhalb der 300 Meter Uferschutzzone. Fakt ist, dass wir als Kiter (neben Surfern, Ruderern und Schwimmern) zu den schwächsten Wasserbenützern gehören. Das ist auch einer der Gründe, warum ich alleine niemals zu weit hinaus fahre beim Kiten. Auch wenn die Gesetze zu unseren Gunsten verschäft würden, was nützt es mir, wenn ich Recht bekomme, aber ein Leben lang im Rollstuhl sitze....:(

  • Das Thema wurde bereits gepostet: http://forum.kitegenossen.ch/i…ez-gefahren-auf-see.6974/

    Im Oase-Forum ist auch der Link mit dem Unfallbericht (Sachverständigenbericht) drin - wenn man den liest, frägt man sich schon, wieso es überhaupt Zulassungen für Motorboote gibt (Schiff ist in diversen Punkten nicht zulassungsfähig, von der Wert eingereichte Pläne für die Typenbescheinigung stimmen nicht mit dem effektiven Bau überein, insbesondere sind die Sichtwinkel drastisch eingeschränkt, d.h. selbst wenn man wollte, könnte man ein auf dem Wasser treibendes Objekt wie Surfer/Kiter/Paddel-/Ruderboot auf kürzere Distanz gar nicht sehen).

    Die Jacht hat ja immerhin angehalten (das ein grosser Unterschied zu dem Vorfall auf dem Bielersee - wo vermutlich massiv Alkohol im Spiel war). Man muss auch im Strassenverkehr damit leben: trotz völliger Überregulierung wird es immer Unfälle geben - ob aus technsichen Gründen (Bremsen versagen usw.) menschlichem Unvermögen (Raser, Alkohol) oder halt einfach Pech, macht da nur die Rundungsdifferenz.

    Klar - der Fall ist krass. Aber: jährlich werden hundert tausende von Stunden von Windsurfern und Kitern auf dem Meer verbraucht und das ist einer der ganz wenigen Fälle welcher so endete (schaut mal die Videos über Kite Incidents im Youtube an und lest die Unfallberichte über all jene welche das Wetter unterschätzt haben - das hat ganz andere Ausmasse).

    Nur damit das klar ist: ich begriffe es (obwohl ich auch gerne Böötchen fahre und Motor- wie Segeljachten auf allen Meeren bewegen darf) auch nicht, wie man so nah am Ufer, wo es nur so von Wassersportlern wimmelt, das Gas dermassen aufdrehen kann. Das alleine wäre ja noch eines, aber wenn man dann das Steuer verlässt und meint jemand anders würde es übernehmen, dann ist das dann doch eher grob fahrlässig. Wie es unglückliche Verkettungen so an sich haben, konnte dann die übernehmende Person den Surfer gar nicht mehr sehen wegen der technischen Unzulänglichkeit der Yacht - das Resultat wird nun weltweit Schlagzeile machen.

    Erschwerend in dem Fall kommt hinzu, dass dort ganz spezielle Vortrittsregeln gelten welche nicht internationalem Seerecht entsprechen - gemäss diesen Regeln hatte der Yachtführer tatsächlich Vorfahrtsrecht (völlig bescheuert, mit Kite im Wasser bzw. hier ein Surfbrett in Tauchfahrt bzw. bei Segelaufhol-Versuchen, kann man ja gar nicht ausweichen). Wenn man den selben Masstab bei den Autos ansetzen würde, würden wir wohl alle mit Eselswagen auf Einbahnstrassen unterwegs sein - wenn die Strassen nicht gleich für den Privatvekehr gesperrt werden würden.

    Kurz: lässt sich im Grunde gar nicht mit heimischen (und auch anderen internationalen) Gewässern vergleichen. Auch wenn's hart tönt: das war einfach unglaubliches Pech, gepaart mit technischen Unzulänglichkeiten, Missverständnissen und einem Powerboot. Irgendwo hat jeder Sport ein gewisses Gefahrenpotenzial, als kleiner Trost bleibt, dass gegen 90 % davon beim Kiter selber liegt (wenn man von einem anderen Kite erschlagen wird oder von einer Wasserhose erwischt wird, hat man halt auch Pech gehabt). Daraus auf Spotschliessungen oder andere Einschränkungen zu schliessen find ich nicht in Ordnung. Wenn's darmu geht wem das Meer gehört - fragt doch mal all die absterbenden Korallen an den grossen Riffs...

    Marc