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Schutz In acht neuen Reservaten sollen Wasser- und Zugvögel ungestört brüten können
Vogelschutz bedeutet zahlreiche Einschränkungen für die Menschen. Doch Opposition gebe es in den
Kantonen keine gegen die geplanten Reservate, sagt das Bundesamt für Umwelt (Bafu).
Sabine Kuster
28 Reservate für Wasser- und Zugvögel gibt es in der Schweiz bereits. Im MZ-Gebiet sind dies der
Klingnauerstausee (AG), die Reuss von Bremgarten bis Rottenschwil (AG), Witi (BE/SO) und die Aare
bei Solothurn mit der Aare Flumenthal (SO).
Dort gilt bereits, was ab 1. März 2009 in acht weiteren Gebieten vorgeschrieben werden soll: Die Jagd
ist verboten, und zwar auf alle Tierarten. Denn das erste Ziel sei die Ruhe, wie Reinhard Schnidrig, Chef
der Sektion Jagd und Wildtiere des Bafu, mitteilt. Deshalb dürfen in den Reservaten grundsätzlich keine
Schüsse die Vögel aufschrecken. Auch Fischerei ist untersagt.
Konkurrenz neben Reservat
Gefischt wird trotzdem fleissig - von Wasservögeln wie dem Kormoran. Und im Gegensatz zu den
Menschen müssen sie die Reservatsgrenzen nicht respektieren. Auf den nahen Seen sind Kormorane
eine Konkurrenz für die Berufsfischer: Die Fischfresser bedienen sich, bevor der Fang eingeholt wird,
und beschädigen dabei die Netze. Vögel entdecken geschützte Gebiete schnell für sich, und so brütet
mittlerweile ein Viertel aller Schweizer Wasservögel in diesen Gebieten und bis zu 80 Prozent seltener
Arten. «Die Ruhe wirkt wie ein Sog», sagt Schni- drig, «die Nahrungsgrundlage wäre auch in anderen
Gebieten relativ gut.» Die neuen Gebiete liegen in den Kantonen Zürich (Pfäffikersee, Greifensee und
Neeracher Ried), Luzern (Wauwiler Moos), Freiburg (Lac de Pérolles, Lac de la Gruyère und Chablais)
und St. Gallen (Kaltbrunner Ried). Die Jäger scheinen sich an der Einschränkung ihrer Reviere nicht zu
stören. «Wir haben nirgends grosse Konflikte gehabt», sagt Schnidrig. Der Vernehmlassungsprozess
der Änderung der Wasser- und Zugvogelverordnung mit der erweiterten Liste der Reservate habe die
Kantone problemlos durchlaufen. Die traditionsreiche Vogeljagd (vor allem auf Stockenten) verliert an
Bedeutung; jedes Jahr werden weniger Jagdpatente ausgestellt. Auch die anderen Jäger scheinen sich
an den Einschränkungen ihrer Reviere nicht zu stören. Einerseits seien die betroffenen Flächen für die
Jagd nicht sehr bedeutend, sagte Schnidrig. Andererseits sind bei Konflikten Ausnahmeregelungen
möglich: Die Fortpflanzung der Kormorane kann eingeschränkt werden, indem die Eier kurz nach dem
Legen mit Öl erstickt werden, und auch das Schiessen von zu zahlreichen Füchsen oder Wildschweinen
kann bewilligt werden. Zuerst komme allerdings immer die Schadenprävention, sagt Schnidrig. So
versucht man das Problem der Berufsfischer zu lösen, indem die Kormorane mit Böllerschüssen
abgeschreckt werden.
Alle sind betroffen
Wo die Vögel mehr Ruhe haben sollen, betrifft es die ganze Natur. Doch auch die Menschen nutzen die
artenreichen Erholungszonen immer mehr - selbst wenn Hunde an der Leine geführt werden müssen
und Kitesurfen verboten ist.
Reservate Wasservögel wie hier Gänsesäger am Klingnauerstausee sollen nicht durch laute Schüsse
aufgeschreckt werden. Walter Schwager