Ostsee, Oktober 2015

  • Tja , schon wieder zu Hause. 2'730 Kilometer in 5 Tagen, 3 Spots auf Fehmarn, einer am Darss (Born) und zwei am Greifswalder Bodden (Loissin und Trempt) besucht, insgesamt 2 Stunden mit dem 17er bei 8-12 Knoten rumgedümpelt...


    Eigentlich könnte man nach der Beschreibung auf weiteres verzichten und es einfach als Pleite abtun, aber so kann man es nicht stehen lassen Denn Wind hatte es (zumindest teilweise), nur stimmte eben die Richtung nicht - und da als Familien-Oberhaupt nun mal die Sicherheit vorgeht, war auch bei echt kritischen Einstiegsbedingungen (Trempt) bei 30-Knoten Böen nichts zu machen, obwohl die Leute auf dem Wasser echt Spass hatten.


    Für die welche es interessiert (und als Erinnerung für mich) doch noch etwas ausführlicher:
    Musste sowieso mit dem Auto an die Ostsee, also hab ich noch ne Ferienwoche rangehängt (hatte noch paar Tage übrig, die sollten bis Ende Jahr bezogen werden) und habe den Kitekram mitgenommen. Die Anfahrt, was soll ich sagen - ich ertrag es einfach immer weniger. Während man mit vielleicht 130-140 gemäss GPS unterwegs ist wird man von Baustellen (60-80 Km/h) Lastwagen (knapp 100 Km/h) und sonst komisch fahrenden Leuten ausgebremst während ein paar Leute wohl massiv mehr Kohle als Verstand haben und mit 250 an einem vorbeibrettern (wenn's nicht mehr war, der SLR der uns um 4h morgens mit Vollgas überholt hat, war so laut, dass mein Sohn aufgewacht ist - gibt Leute die gehören aus dem Verkehr gezogen). Auch all die Gewerbetransporter welche voll beladen mit Vollgas über die Bahn brettern oder bis oben hin vollgeladene Sprinter die mit 180 unterwegs sind und im Grunde gar nicht bremsen können - ich hab die Nase gestrichen voll von all dem Mist (all die kilometerlangen Staus bis hin zu Totalsperrungen zeigen denn auch, dass das nicht nur gefühlt völlig bescheuert ist). Tipp: Autozug nehmen - egal wie teuer, dann muss man wenigstens nicht sein Leben aufs Spiel setzen nur um in ide Ferien zu fahren (nebenbei: fraglich wie lange der Autozug Lörrach-Hamburg noch fährt, wurde schon mehrmals über die Einstellung des Betreibes diskutiert).


    Fehmarn ist einfach toll. Nicht nur weil ich dort fahren konnte, sondern weil innerhalb von rund 20 Minuten so ziemlich jeder Spot angefahren werden kann und man von Flachwasser bis Welle, von Top-Gepflegt bis pure Natur alles findet (der Golfplatz ist auch nicht übel, aber das dürfte weniger interessieren). Gibt von Pensionen über Hotels bis zu Camping alles, dass es nicht gerade zum Schnäppchenpreis ist, muss man wohl nicht weiter erwähnen (teurer sind nur noch Sylt und Rügen), aber als Gesamtpaket mit Abstand das Beste Preis-/Leistungsverhältnis.


    Zu den Spots:
    Gold (der In-Spot, weitgehen Stehtief so zwischen Knie und Hüfte), am Wochenende richtig was los
    Orth (zwei grosse Buchten, sehr landschaftlich)
    Bojendorf (sehr chic, Wavespot!)


    gibt natürlich noch viel mehr Spots (unter Sportnetz.de, wie bei Bojendorf, findet man diese), aber ich brauchte an dem Tag nur Spots welche bei West funktionieren. Achtung: West ist in Orth schräg ablandig (in Bojendorf genau auflandig, Gold leicht schräg auflandig). Auch wenn die Reviere weitgehend Stehreviere sind - irgendwann wird's tiefer und bei ablandig wird's dann auch dort richtig mühsam - sind denn auch gut 30 Kilometer bis nach Dänemark, wers versuchen will - Red Bull organisiert das Event: http://www.redbull.com/de/de/e…37/red-bull-coast-2-coast)


    Weil ich auch die Spots weiter im Osten noch abklappern wollte und ich per Zufall in Gold ein Pärchen getroffen hatte welches vom Regenbogencamp in Born (am Darss) ganz angetan war, war dies die nächste Station. Am Darss selber gibt es einige Kite-Plätze (zwischen Fehmarn und Darss wäre noch der Salzhaff, aber so wie es aussieht wird das alles zum Naturschutzgebiet erklärt und jegliches Betreten wird verboten, drum hab ich das gleich ausgelassen). Der Eingang sah noch ganz passabel aus, aber nachher... Weiss nicht ob ich schreiben darf wie mir das vorgekommen ist ohne gleich eine Klage am Hals zu haben, aber sagen wir es mal so: es war einmal ein richtig schöner Zeltplatz mit viel Wald aber keinem vernünftigen Wasserzugang. Dann wurde halt ein Zugang gemacht (so gut Leinenlänge) indem man Ackerboden brach liegen liess und den Schilfgürtel mit Kies aufgefüllt hat. Feddich der In-Spot für die anspruchsvolle Kundschaft. Weil die Surf-und Kiteschule aber nicht an diesem "Spot" ist sondern 150 Meter daneben, hat man dort auch bisschen gebaggert und einen weiteren Einstieg gemacht. Unmöglich den Kite von Land aus zu starten, also läuft man dem Schilf entlang ins Wasser wo man den Kite dann alleine startet. Nun ja, lernt man ja nicht überall - und sorrgt bei richtig viel Wind für Unterhaltung der Badegäsgte (welche den selben Einstieg nutzen um sich in der trüben Suppe mal abzukühlen). Bei soviel Action braucht man ja als Familien-Camping weder einen echten Spielplatz (kleine Plastik-Rutsche und Schaukel tut's auch) und gemäss diversen Infos müssen ja auch die WC und Duschanlagen nicht sonderlich sauber sein. Ach so: meine Karre hat nach 2x aus dem Camping fahren und wieder rein gemeckert weil die Fahrassistenz-Systeme am Anschlag waren - wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich einen Offroader mit ordentlich Bodenfreiheit besorgen damit er sich nicht das Fahrwerk ruiniert. Sorry, bin doch abgeschweifft. Also - mein Tipp bekommt der Camping nicht (auch wenn bei mir wenigstens die Duschen sauber waren, aber das war bei 10 Leuten auf dem Camping wohl auch nicht sonderlich schwierig). Der Camping selber war wohl vor 50 Jahren ne Top-Adresse, aber wenn man pro Jahr geschtze Euro 1.50 in den Unterhalt investiert, kann man sich etwa vorstellen was davon noch übrig ist. In Loissin habe ich ein Windsurf-Pärchen getroffen welches auch mal dort war (mit Tochter 6j), die meinten als Kommentar: nie wieder. Dazu hab ich nichts anzufügen.

  • Zum Spot (also - nachdem man denn mal auf dem Wasser ist): optisch eigentlich ganz nett, funktioniert aber nur bei Süd- bis West anständig. Ost ist schräg ablandig, Nord voll ablandig, Südost im Besten Fall Sideshore (bei mir war Ost-Südost, also schräg ablandig - kein Thema um aufs Wasser zu gehen.


    Weiter ganz in den Osten nach Loissin, Der Camping ist top, die Preise 50% von dem am Darss - dafür muss man für die Duschen zusätzlcih bezahlen. Anfahrt zieht sich doch etwas, weil man durch Greifswald durch muss, das ist eine ausgewachsene Stadt, in Hauptverkehrszeiten steht man da schon mal ne Weile. Mal ein Spot mit feinem Sand, eine Wohltat für Barfuss-Fahrer. Wer vorne am Camping ist, muss schon mal gut 5 Minuten laufen um zum Kite-Strand zu kommen. Gross ist der Strand nicht (kein Vergleich mit Gold oder gar Orth), aber so lange es nicht grad hunderte von Kiter sind reicht das auch. Optimale Windrichtung ist hier West über Nord bis maximal Ost (Ost ist gerade so Sideshore), logisch, dass bei mir weiterhin Ost-Südost und somit schräg ablandig war (selbst Ost hat noch Windabdeckung auf den ersten paar hundert Metern - und dann ist leider nicht mehr mit Stehrevier!) Die Kiteschule http://www.boardway.org/kitespot/loissin ist eine der wenigen Schulen welche in der Schulung Mattenkites einsetzt (Flysurfer Viron), sich also auf Matten spezialisiert hat. Wer das auch mal versuchen will oder sich auch noch die letzten Tipps vom Profi holen will, ist hier genau richtig. Das Stehrevier ist hier etwas tiefer, wo zwischen Bauch bis Brusthöhe, das lässt bei heftigen Abgängen bisschen mehr Spielraum als beispielsweise Gold, wo man denn doch schon mal bis zum Boden durchschlagen könnte. Für Windsurfer sicher auch besser geeignet, allerdings fehlt eine Verleihstation (die gibt's hingegen wieder in Gold - die letzten Meter lieber schieben, damit die teuren Finnen keine Schäden nehmen).


    Wegen der ablandigen Windrichtung habe ich mir noch einen weiteren Spot angeschaut, der gut 40 Minuten weit weg auf der gegenüberliegenden Seite des Bodden liegt (Trempt). Was auf der Page nach nett und sorglos aussieht, ist echt heftig. Bei Böen mit 30 Knoten (generell sehr unkonstanten Verhältnissen) muss man da nämlich auf einem Trampelpfad mitten durch den Schilfgürtel, den Kite halbwegs im Zenit (weil: Bäume auf der Seite) und ja nicht ge-depowert (weil: fällt der Kite in eimen Windloch runter und kommt die nächste Bö, gibt's grosses Aua - also lieber in Böen rückwärts ziehen lassen als auch nur ein Mü zu wenig Power im Kite haben). Die Meisten waren mit 9er draussen, auch ein 11er (der musste echt beissen) und ein 12er (sah ganz nett aus, vielleicht war der Fahrer 130 Kilo?) waren unterwegs, das Niveau war der helle Wahnsinn, irgendwo zwischen Power-Loop und Doppel "ich dreh mich in Richtungen wo man noch gar nicht wusste das es die gibt" Manöver bei Sprunghöhen wo andere mit dem Kite unten durch fahren konnten haben gezeigt, dass das was wir als halbwegs anständiges Fahren ansehen noch ganz viel Luft lässt (schon mal den Einschlag nach einem misslungenen Kiteloop bei 30 Knoten gesehen? ich wäre ein Fall für die Notfallaufnahme wenn ich mit geschätzten 60 Km/h aus 10 Meter Höhe so aufs Wasser knalle - die Jungs haben einfach ausgelöst, ihre C4 und sonstigen Trick-Kisten an der Safety wieder vom Himmel gezogen und sind gleich weitergefahren - die konnten ja mit den Boots auch die Boards gar nicht verlieren...


    Kurz: viel gesehen, einige nette Leute kennengelernt, nur leider selber nicht vernünftig zum Kiten gekommen. Nachdem für die nächsten Tage Temperaturen gemeldet waren welche noch knapp an der 10° Marke kratzen und die ersten sowieso schon im Trockenanzug mit Haube, Schuhen und Handschuhen unterwegs waren und ich keine Lust hatte mir nicht nur im Zelt sondern auch noch tagsüber den Hintern abzufrieren, hab ich die Übung dann abgebrochen. Falls es ein nächstes Mal im Herbst Kiteferien gibt, werde ich mich Richtigung Süden umschauen, schlimmer kann's seitens Wetter/Temperatur bzw. Windausbeute nicht kommen.


    Mein persönliches Fazit: Fehmarn ist DIE Kiter- (und Surfer)Insel an der Ostsee, dass es ein klein wenig teurer und voller wird, muss man in Kauf nehmen. Der Rest kann ganz nett sein, ist aber durch die eingeschränkten Windrichtungen etwas kritischer und beim Platz kann es da schnell mal eng werden (in Born sollen an Top-Tagen 180 Kiter auf dem Wasser gewesen sein - da wartet man ja ne Stunde nur wenn man wieder mal raus will - und gemäss Kiteschule soll es schon oft zu Unfällen gekommen sein bei dem Gedränge an bzw. in Landnähe). Loissin könnte eine Alternative sein wenn man es etwas ruhiger haben will, aber eben auch nur wenn der Wind stimmt. Allerdings ist die Anfahrt deutlich länger als nach Fehmarn (dort ist beinahe 100% Autobahn bis auf die letzten paar Kilometer, würde mal schätzen, dass man nach Loissin gut 2 Stunden länger hat) und ausser dem Camping hat es nicht gerade viele Möglichkeiten was zu machen während Fehmarn schon rein kulinarisch deutlich mehr Auswahl zu bieten hat. In einer Stunde ist man von Fehmarn in Lübeck und kann sich somit auch kulturell unterhalten lassen, Greifswald scheint mir da doch weniger bieten zu können.


    So in 14 Tagen werde ich wohl meinen Kitekram zusammenpacken, dann ist Schluss bis irgendwo Mitte April 16 wenn die Temperaturen wieder irgendwo gegen 15° liegen und das Wasser knapp darunter. Vielleicht mit den Jahren bisschen Weichei geworden, aber ich kann in der Zwischensaison immer noch auf Gleitschirm ausweichen und ab spätestens Dezember kann man schon wieder Skitouren machen - so wird's nie langweilig. Dass so ein Bericht nicht vollständig sein kann (zumal paar Tage sowieso nicht reichen) ist klar, Anmerkdungen und Zusatzinfos werden deshalb gerne entgegen genommen - wird ja nicht das letzte Mal gewesen sein, dass in in der Gegend war, weil wir dort Verwandt haben. Ein Spot den ich leider ausgelassen habe war Pelzerhaken, wollte den bei der Heimreise machen, aber eben - die Temperaturen haben mir da einen Strich durch die Planung gemacht.


    Marc