Vor- / Nachteile Tube oder Matte

  • Hallo zusammen

    Ich hoffe, dass ich hier ein nicht schon X-Mal besprochenes Thema poste.

    Ich kite nun seit einigen Jahren an allen Spots der Welt. Leider treffe ich in der Schweiz nur selten auf ausreichend Wind um kiten zu können.

    Bis anhin bin ich nur mit Tubekites gekitet. (North Rebel 6/9/12m2)

    Da wir aber oftmals so 10 Knoten Wind haben, fragte ich mich ob es sich lohnen würde in einen Flysurfer zu investieren.

    Was meint ihr dazu?

    - Ist es ein total anderes kiten oder kann man das nach 5 Minuten wie bisher mit den Tubes?
    - Wie ist das heutige Level für relaunches?
    - Wie ist es mit dem invertieren?
    - Was empfiehlt ihr für Kites für CH-Seen?

    Besten Dank für eure Antworten

    Tobi

  • Hi Tobi
    Noch vor weniger Zeit (sagen wir 2-3 Jahren) war im Leichtwindsektor nicht an den Matten vorbeizukommen. Einerseits weil es schlicht nichts vergleichbares gibt (der grosse Flysurfer ist ja in 21 m2 zu haben - und Fläche ist selbst mit viel Aufwand kaum zu ersetzten), zweitens weil das Gewicht eines reinen Tuchkites halt einfach tiefer ist als die ganzen Verstärkeungen welche ein Tube braucht, damit er nicht gleich beim ersten Aufschlag aufs Wasser platzt. Und es sind ja nicht nur die Verstärkungen: auch all die Verbindungen (One-Pump), die Blader selber und die Ventile bringen Gewicht auf die Waage - das alles muss halt erst mal aus dem Wasser gezogen werden, dafür braucht es einfach mehr Wind als wenn nur Tuch vorhanden ist.

    Aber: die absolut neusten LW-Kites sind (siehe Gleiten.tv) nicht mehr weit von den Matten weg und wenn man nicht gleich den 21er sondern den 19er (bei der neusten Version gibt's nur noch einen 18er) nimmt, dann dürfte es eher am Piloten denn am Material liegen, wenn da noch Unterschiede feststellbar sind. Wenn Du 120 Kilo wiegst, wirst Du wohl kaum am 21er vorbeikommen, allerdigns ist das Ding nicht nur gross sondern auch extrem träge. Bin die Teile nicht selber geflogen, aber beim Zuschauen hat man das Gefühl irgendwie in Zeitlupe zu sehen. Die Hangtime der Dinger sind aber echt phänomenal, selbst bei wenig Wind scheinen die Dinger an den Himmel geklebt - das hat schon was :p

    Ich bin lange Zeit Gleitschirm geflogen und hab deshalb keine Berührungsängste mit Matten, aber - die wenigsten Startplätze in der Schweiz dürften sich wirklich für Matten eignen. Oft sind Büsche, Gestrüpp, kleine Ästchen und so Kram nicht nur auf der Ruhewiese sondern eben auch da wo man die Kites startet, selbst auf dem Wasser hat es lauter Kram rumschwimmen. Hier rächen sich die gefühlt Kilometerlagen Leinen - ist da irgendwo ein Ästchen drin, wird's mühsam (ist beim Gleitschirm genau so, nur hat der 8m Leinen und nicht 25-30). An grossen Sandstränden oder mit bisschen Kies dürfte das wesentlich entspannter sein, aber z.B. an den Bodensee-Spots eine Riesenmatte kurz mal durch den Gebüschgürtel bzw. zwischen den Bäumen durchzuzirkeln ist dann eben ein anderes Kapitel (ok, dafür kann man den ja auch problemlos zusammenlegen ;) - nur muss man ihn eben ohne Knoten wieder auseinanderfriemeln können und dafür ist der Platz oft grenzwertig.

    Voteil, das ist unabstreitbar, sind Matten im Flugverkehr. Zusammen mit einem Splitboard bekommst Du locker zwei Matten in einen Koffer und wegen dem geringen Gewicht bezahlst Du nicht mal Übergepäck. Allerdings kostet der 21er neu die Kleinigkeit von etwas über 3'000 Franken - das muss man erst mal verdauen.

    Auch wenn ich mir persönlich einen 21er gut vorstellen könnte (mit 80 Kilo würde wohl auch der 18er genügen) - so richtig sinnvoll ist das wohl nicht. Grund: wir haben kaum die super konstanten Thermik-Winde die viele Strände am Meer, bei uns gib's entweder gar nichts oder dann eben genug für einen 12-14er der deutlich reaktiver ist und deshalb irgendwie spassier. Aber bitte - das ist meine Meinung, hast ja nach Meinungen gefragt...

    Vom Handling her (mal die Sache mit den Spots ausgelassen) sind die Dinger gar nicht schlecht, lassen sich Vor- wie Rückwärts starten und wenn's sein muss auch alleine vom Himmel holen bzw. mit anglegten Tipps voll in de Powerzone starten. Trotzdem aufpassen, kommt da wieder Wind rein wenn das Ding am Boden liegt, ist die Fläche nicht mehr lustig, das zieht dann ordentlich. Erlich gesagt: ich hab noch keinen FS-Fahrer gesehen der den Schirm mal richtig (lange) gewassert hat - wenn man auslöst, dann dürfte das mühsam werden (kurz: Niveau sollte stimmen oder dann Stehrevier vorhanden sein). Mir selber sind deshalb ausgesprochene LW-Bow's lieber, da weiss man woran man ist und kann eventuell sogar die vorhandenen Bar einsetzen.

    Vorteil sehe ich beim den FS wie erwähnt beim Volumen, beim Transport (keine Pumpe usw) und in er Langlebigkeit (da ist nichts dran was schnell kaputt gehen kann - nicht mal undichte Ventile). KO-Punkt für mich (hätte gerne mal den neuen 18er versucht) war klar der Preis, denn für die paar Stunden welche man da eventuell mehr rausholt als mit einem normalen LW-Schirm (hab grad einen 17er Core LW Occasion gekauft), sind mir persönlich nicht so viel Geld wert.

    Wie gesagt - nur (m)eine Meinung.
    Marc

  • Hallo Marc

    Besten Dank für deine ausführliche Antwort. Du bestätigst eigentlich meine Zweifel.

    Ich werde mal Ausschau nach einem grösseren Tubekite halten, welcher sich gut für Leichtwind eignet. Was ich bei den Tubekites bemängele ist ihre Trägheit bei 15m2 oder mehr.

    Falls ich mal die Gelegenheit habe einen FS zu testen werde ich es sicher machen. Aber momentan "blind" einen kaufen kommt nicht in Frage.

    Nochmals danke!

    Tobi

  • Hi Tobi
    Ist bei Gleitschirmen das gleiche - irgendwo rächt sich die Flächenbelastung mit abnehmendem Drehverhalten. Und wenn die Schirme dann auch noch weit an den Windfensterrand gehen müssen, dürfendie Eintrittskanten nicht zu fett werden, dafür macht man fürs Tempo Schirme mit hoher Streckung - das rächt sich alles gleich nochmal.

    Aber eben: wer bei 10 Knoten fahren will muss leiden :D - das fängt schon damit an so einen Riesenlappen aufzupumpen :eek:.

  • Hallo

    Ich klinke mich mal hier mit ein. Da ich gerade dabei bin/war kiten zu lernen und in absehbarer Zeit eben auch mal hier kiten gehen möchte, brauche ich halt zumindest einen Kite für unsere Binnenbedingungen der einerseits früh genug gefahren werden kann und andererseits auch ein gutes Sicherheitsniveau hat.

    Ich bin früher auch Gleitschirmfliegen gewesen und habe mir ein paar Flysurfer in den letzten Wochen angeschaut. Ich stehe den vielen Leinen recht skeptisch gegenüber. Zudem ist für mich, rein gefühlsmässig, ein Kite der (bis auf bei einer Beschädigung) immer mit Luft gefüllt ist, vertrauenserweckender.

    Ich hatte an anderer Stelle (oase) schon ein paar Diskussionen geführt und nun denke ich vor allem über einen Cabrinha Switchblade (2014 oder 2015) eventuell in 14 nach. Reicht das wirklich für die Schweizer Seen bei meinen Masse (1,91m und 81kg) aus, oder sollte ich mir besser was anderes anschauen?

    Derzeit gedenke ich mir ein Allroundboard (Radical 145x45) und eben einen Schirm für unsere Verhältnisse, aber auch bis zu 2 weitere Schirme für die Ferien am Meer zu kaufen. Ursprünglich wollte ich für die Ferien einen 12er und einen 9er haben, aber in Verbindung mit einem 14er?? Oder macht dann 14/11/8 richtig Sinn??

    Ich werde mich hier im Forum auch noch etwas umschauen und eventuell einen neuen thread dafür eröffnen. Aber bei den Ansprüchen (sicheres höhelaufen), welche für das kiten auf unseren Seen genannt werden muss ich wohl eh noch ein paar Wochen üben gehen...

    Marc66
    Wir hatte uns auf "oase" auch schon etwas darüber ausgetauscht. Bin wieder zurück aus Spanien....

  • Da 99% aller Schulen mit aufblasbaren Kites schulen (das wird auch einen Grund haben ;)) tut man sich wohl schwer umzusteigen. Solltest Du auch vom Gleitschirmfliegen kennen - irgendwie versteifft man sich auf eine Marke bzw. Art (auch beim Notschirm gibt's immer wider die Diskussion einfache Rundkappe gegen Rogallo und andere steuerbare Teile). Bei den Mattenkites gibt es nur ganz wenige Marken welche überhaupt wassertauglich sind (am Bekanntesten Flysurfer, Spleene hat mit dem X19 aber auch was nettes und HQ hat auch noch einen), das hält die Preise hoch. Ozone (dürfest Du als GS-Fliefer auch kennen, hatten immer nette Sachen) hat zwar auch einen Matten-Wasserkite und ist sogar so erlich auf der Werbung zu schreiben, dass man das Teil tunlichst im der Luft halten sollte.

    Die Flysurfer halten die Luft echt lange (nach 10 Minuten rumliegen ist da immer noch Luft drin), aber halt nicht so wie ein aufblasbares Modell. Selbstrettung ist hier aber sicher nicht möglich, da haben es Ein- und Aufsteiger mit einem Mini-Gumiboot welches sich wie ein Segelboot treiben lassen kann deutlich einfacher.

    Wenn Du Matte fliegen willst, dann geh mal in eine Schule wo man sich mit den Teilen rumschlägt (vielleicht wird in Silvaplana im Winter mit Matten gefahren?), da lernst Du das Handling. Gibt auch paar wenige Schulen welche auf Flysurfer schulen, wäre sicher nicht verkehrt dort mal einen Kurs zu machen und sich erst dann zu entscheiden ob man so viel Geld ausgeben will. Stückzahlen sind halt relativ gering, Gebrauchtpreise hoch - das macht es einem Einsteiger alles nicht einfacher zu so was zu greiffen.

    Wenn Du vorwiegend im Flachland kiten willst, dann dürfte mit Deinem Gewicht ein Kite zwischen 14-17 m2 ganz gut passen, wenn Silvaplana ein Thema ist, dürfte eher 12-14 m2 drin sein. Wie Du (auch auf Oase) nachlesen kannst, ist die Range bei der >80 Kg Fraktion in der Regel 14 und 10, bei Starkwindrevieren dann noch ein 7er und für Binnenseen bzw. leichte Thermik am Meer dann eben ein grosser LW-Kite, wobei da auch die grossen Matten ins Spiel kommen (gibt einfach nichts anderes was bis 21 m2 geht).

    Mein Tipp wäre: erst mal noch paar Kurse machen und sich dann entscheiden (auch was Kitegrösse anbelangt). Anfangs hat man Tendenz zu klein zu wählen, das nervt mit der Zeit und macht am-Wind fahren unnötig mühsam - ist allerdings immer noch besser als heillos überpowert quer über die Seen geschleifft zu werden und an jeder Ecke auslösen zu müssen.

    Wenn Du mehr Infos zu Matten haben willst, dann schau doch mal im Snowkiteforum rein - in ein paar Wochen geht es da auch wieder "los". Es gibt dort auch einen Unterbereich Landkiten, auch da werden oft Matten eingesetzt: http://forum.kitesailingworld.ch/forum-atb-mtb-kiteboarden. Sind in der Regel zwar meist etwas günstigere reine Landkites, aber die Jungs dort können Dir sicher zeigen was die Vor- und Nachteile sind - und nicht wenige von denen sind im Somemr auch auf dem Wasser unterwegs :cool:

  • Nachdem ich nun einen 12er und 9er für normale Bedingungen vor allem auch am Meer bestellt habe und ich mir das Ganze mal etwas genauer angeschaut habe werde ich für die Schweizer Seen dann wohl doch nach einem grossen Tubekite (ca. 17er) Ausschau halten. Aber für mich als Einsteiger wird das eh erst Mitte/Ende nächsten Jahres. Da liegen noch mindestens 3 Urlaube am Meer dazwischen...

    Irgendwie hätte ich eben doch etwas was recht verlässlich schwimmt und wenn man sich so umschaut, dann werden die grossen Tubes wohl immer besser.

  • Hmmm... Im prinzip Fliegt ja nun wirklich alles gut was sich Kite nennt und das eben nicht schlecht.
    Ich kann dir nur von mir berichten, bin nun seit dem Jahr 2000 am Kiten und fliege für Binnenseen, vor allem wegen der böigen Verhältnisse nur noch Flysurfer (Speed 3) in 19qm.(über 70% der Zeit)
    Der Schirm ist im vergleich zu den grossen Tubes sehr agil (ich springe damit auch Kiteloops) und habe auch den direkten Vergleich z.B. zu Core 15 und 17 - er. Diese sind auch nicht schlecht, müssen aber agiler geflogen werden, um die geleiche Leistung zu erzielen.
    Den 19.-er nehme ich zum Snowkiten, genauso wie zu allen meinen Flügen zum Kiten in die Wärme (z.B. Ägypten) als Leichtwind-Waffe, und er kam obwohl ich mir dort das Material geliehen habe, meistens doch zum Einsatz, weil der Wind eben nicht immer für Tubes ausreichte.

    Meine Empfehlung: (ich wiege 90 kg)
    Kites bis 12 qm (evtl. 15qm) als Tubes und alles darüber Flysurfer Speed (15-er oder 19-er) (den 21-er braucht man nicht, die 2 qm bringen nicht mehr).

    Meine Hauptkites (19.-er SPEED3 und 11.-er GTS Core II) wobei ich allerdings den Flysurfer Speed in der Schweiz zu über 70% fliege, weil er sehr weit depowerbar ist und daher prima für Böige Reviere von 3-6 Bfr. geeignet)

    Bem.:... und kauf dir ein grosses Brett (z.B. Monsterdoor), das ist fast noch wichtiger als ein übergrosser Kite bei wenig und böigen Windverhältnissen.

  • Die selbe Diskusion immer wieder in allen Foren dieser Welt :)

    Dabei kann doch heute jeder die Marke die Ihn interessiert beim Händler seines Vertrauens ( egal ob Tube oder Foilkite von welcher Marke auch immer ) unverbindlich testfliegen um sich nach Vergleichen seine eigene Meinung bilden zu können.

    Meist reicht ein Anruf oder E-Mail bei einem Händler um einen Testtermin zu vereinbaren oder zu erfahren wo, wann ein Testival der entsprechenden Marken die Dich interessiert stattfindet.

    Es soll Shops geben bei denen man zum Testen Miete bezahlen muss,
    aber in der Regel kriegt man einen Testkite ohne weiteres für einen kurzen Testride ausgehändigt und kann sich anschliessend aufgrund seiner eigenen Erfahrung für ein System entscheiden.

    Ob man nun einen Kite zum Fliegen benötigt oder als Rettungsboot
    verwenden möchte sollte man sich schon im Vorfeld überlegen, eventuell tut es ja sonst auch ein preiswertes Gummiboot das einigermassen flugfähig ist ;)