Kiten über Auffahrt

  • Sodele. Bin auch wieder zurück von Holland, habe wie im Oktober im Guest-Inn in Workum eingecheckt (war mit zu kalt und zu nass für Camping). Sonntag Nacht abgefahren (Freitag tagsüber wieder zurück), Montag in Holland aufgeschlagen, dort noch eine Stunde im Auto gepennt. Dann Kaffee im Bistro (Südwestwind, optimal für Mirnser Cliff) und mit den ersten Locals bzw. Gästen zusammen den 13er aufgebaut. Keinerlei Probleme beim Anknüpfen und keine wirren Knoten in den Leinen, für einmal hat es sich gelohnt beim Einpacken etwas sorgfältig zu sein (war ja auch für die Winterpause).

    Dann mal raus aufs Wasser und genügend Abstand zum Land (Side/On-Shore von Rechts, somit keine Probleme mit dem rechts liegenden Naturschutzgebiet) und mit einem doch etwas mulmigen Gefühl auf den sauber am Himmel stehenden Kite und die weiter draussen sichtbaren brechenden Wellen geschaut. Anders gesagt: genug Wind (hätt ich doch den 9er nehmen sollen?) Zähne zusammenbeissen, Flossen in die Schlaufen und Kite tauchen lassen. Nanu - kein Druck? Doch zu viel Adujster? Also Aduster mal von der Hälfte (geht einfacher zum rauslaufen, wenn fast kein Zug im Schirm ist) bis auf 2 Zentimeter rausgenommen und schon beim Lösen des Adusters gemerkt, dass da wohl weniger Wind in der Tüte ist, als man das bei den Wellen weit draussen annehmen könnte. Dann nochmal von vorne - und es fährt. Normalerweise hab ich dann (letzte Saison) das Board quergestellt, den Schirm ausgebremst (der dann vom Schwung holen sowieso am Windfensterrand gestanden ist) und bin 30-50 Meter später voll im Wind gestanden. Diesmal wirklich krass dem Schirm nachgefahren bis das Board richtig Speed hatte und die Finnen griffen (echt klasse wie einfach ein 45cm breites Board anläuft), dann den Schirm nicht einfach aus dem Windfenster rausschiessen lassen sondern mit paar Sinus voll in der Powerzone halten, bisschen Richtung korrigieren - und Höhe halten war so easy wie das in allen Videos gezeigt wird. Zwar sicherheitshalber (weil: bei Wende doch einiges an Höhe verloren) noch paar mal wieder rausgelaufen um genug Luft zum Land zu haben, aber insgesamt schon mal ne erste nette Stunde auf dem Wasser. Temperatur war gerade so OK (Luft 11°, leichter Nieselregen, Wasser ebenfalls 11)°, mit 3mm Schuhen, Handschuhen und meinem 5/4 Anzug gut zu ertragen. Am Nachmittag dann etwas dickere Treter (5mm) angezogen (weil: die 3mm hab ich wohl zu klein gekauft, Zehen taten mir weh), dafür Handschuhe weggelassen - war absolut OK. Zudem beim Board die Bindung etwas weiter auseinander montiert - und schon konnte ich Winkel zum Wind fahren wo selbst gute Fahrer staunen mussten (ok, die waren mit 12er Schirmen und 134er Boards draussen, da hat man mit einem potenten 13er und einem 145er Board in Door-Shape natürlich Vorteile beim Höhe laufen).

    Nächster Tag wieder 13er Südwestwind-Wetter, diesmal von ziemlich stark bis zu so schwach, dass der 13er schlicht vom Himmel geschmiert ist. Somit alle Tests von Raumkurs um die Böe abzufangen über jede erdenkliche Adjuster-Position und Position im Windfenster bis hin zu Mega-Sinunsfliegen um überhaupt noch fahren zu können alles durchgetestet, hab zudem die Boardleash weggelassen. A propos: kann nur gutes berichten, die Boardleash hat eigentlich mehr gestört als geholfen, die maximal 2-3 Meter zum Board waren zumindest im Stehrevier kein Thema. Zudem hab ich das Board eigentlich gar nie mehr verloren und den Schirm nicht gewassert, mal sehen wie das im tiefen Wasser dann sein wird. Ärgerlich: durch einen kurzen Finnenkontakt hab ich einen tiefen Schnitt in meiner Kombi eingefangen - seither gehöre ich auch zu denen welche Shorts anziehen (sieht übel aus, aber das ist mir die teure Kombi wert).

    3. Tag war 9er Wetter (Südwind, leicht drehend und böig zwischen SSW und SSE). Erst gut angepowert (andere waren mit 8er Schirmen und kleinen Boards draussen), danach wars extra-mau (alle anderen mit 12er bis 14er Schirmen unterwegs, alle die konnten haben auf grosse Boards gewechselt). Hätte auf den grossen Kite wechseln können, wollte aber das Leichtwindfahren noch bisschen ausreizen - hier sieht man gut, wie ein 9er Rebel einfach angenehmer im Handling ist als ein 13er der doch sehr viel schwerfälliger reagiert (dafür brutal zieht, wenn er mal Druck bekommt).

    Kurz: Holland war top. 4 Tage vor Ort, 3 Tage Gleitwind (teils satter Druck im Kite), somit 75 % Windausbeute - da kann man nicht klagen. Der Versuch mit dem kleinen Board zu fahren (ist relativ, immerhin auch noch 136x41) ist am Wind gescheitert, hatte einfach zu wenig Druck im Kite. Konnte zwar bisschen fahren, aber die Höhe nicht mehr halten (das 145er Board war hier problemlos zu meistern, das fährt mit einem minimalen Druck im Kite). Für mich somit ein klarer Fall: statt in noch grössere, schwerfällige (und teure) Kites zu investieren, lieber ein echt gutes Leichtwindboard zulegen und mehr mit dem Kite arbeiten. Einsteiger tun es sich mit einem auch nur etwas kleineren Brett deutlich schwieriger (Kiteschule hatte F-One Bretter, so etwa 148x48 - und die Leute sind schon nach einem Tag Training damit die ersten Meter gefahren), es lohnt sich also sich als Erstboard was hochwertiges zuzulegen was man später auch als Leichtwindalternative einsetzen kann (zudem ist mein grosses Board in Carbon-Bauweise, das Ding ist leichter als das 136er Serien-Board von North). A propos Board: ich mag die NTT-Pads/Fussschlaufen von North weniger, als die ganz normalen, einfachen Pads auf dem Anfängerboard. Da kommt man nämlich in jeder Position ohne irgendwie mit der Hand nachzuhelfen rein - und die Pads lassen sich entfernen ohne das man die Schlaufenposition verstellen muss. Profis mögen das anders sehen (mehr Einstellmöglichkeiten), aber für Anfänger steht easy-Going nun mal eine Stufe höher als tausend Einstellmöglichkeiten welche man doch nie nutzt.

    Nächster Stepp wäre ein Ausflug auf CH-Seen, im Moment macht der Wind da nicht so richtig mit. Weiter wäre Wende und Halse ohne Zwischenhalt im Wasser angesagt - und Sprünge sollten kontrollierbar werden (bisher nur unfreiwillig, ist aber ein super Feeling, auch wenn die Zeit in der Luft sicher extrem kurz war).

    Mein Tipp für Ein-Aufsteiger hat Holland allemal, auch wenn der Verkehr zurück einfach gigantisch war (hatte unterschätzt, dass in Deutschland um 13.30h am Freitag allgemein Arbeitsschluss ist, zusammen mit dem ganzen Auffahrts-Verkehr war da nur noch Staustehen angesagt). Workum hat zwar einen grossen Sandstrand und somit viel Platz, aber der Parkplatz (7 Euro Tagesgebühr - ohne Infrastruktur und nicht mal Toiletten) ist eine Frechheit. Mirnser Cliff ist perfekt für Aufsteiger (grosses Stehrevier, alle südlichen Windrichtungen, Restaurant am Parkplatz - und der ist Gratis). Tipp: immer ganz hinten starten und die paar Meter mehr zu Fuss in Kauf nehmen. Vorne muss man zwischen zwei Bäumen starten. Zudem liegt zwischen Wiese und Strand/Wasser ein Steinwall, der ist hinten nur noch ansatzweise vorhanden. Wer auf Nummer Sicher gehen will: statt auf der Wiese am Strand oder sogar direkt im Wasser den Kite starten! Hindeloopen war mir zu speziell. Erstens startet man direkt vor dem Deich (einem hohem Wall, dahinter ist die Strasse!) zweitens hat es Buhnen im Wasser (damit der Strand nicht weggeschwemmt wird). Weil der Wind den Wall hochschiesst, ist die Windrichtung tendenziell gegen oben, man kann also ungewollt abheben (beim Starten und Landen), hat leider schon paar unschöne Unfälle so gegeben. Für gute Fahrer welche den Kite voll im Griff haben sicher kein unlösbares Problem, für Anfänger ist auch hier Start auf dem Wasser oder eben Workum (gleiche Windrichtungen) die bessere Alternative.

    Habe die Kiteschule (Kiteboarding-Club) in Aktion gesehen, hat einen guten Eindruck gemacht (nette Lehrer, gutes Material). Wollte da eigentlich einen Kurs machen, weil das Üben aber selber gut geklappt hat, hab ich das dann sein lassen. Die Schule ist nicht direkt am Strand sondern liegt auf dem Weg nach Hindeloopen, geschult wird an allen drei aufgeführten Spots (je nach Windrichtung). Einsteiger sollten IMHO noch bis Juni warten, dann werden die Temperaturen auch mit etwas dünneren Anzügen und dünnen Schuhen erträglich - Aufsteiger welche schon etwas fahren können, könnten dann die Schuhe auch weglassen (waren ein paar welche ohne Schuhe gefahren sind, mir wäre das deutlich zu kalt gewesen).

    Na dann - eine erfolgreiche Saison an alle.
    Marc

  • Mirns (Ijsselmeer) und Wellen? Ich hab' da nirgendwo mehr als 50cm Kabbel gesehen - und das auch nur bei Wind, der alles andere als 13er tauglich ist ;)

    Ansonsten Glückwunsch zu einem erfolgreichen Start in die Saison!