Kite Lebenserwartung

  • Hoi zäme


    Ich bin gerade in den Ferien in der Bretagne und in den letzten beiden Tage habe ich meine Sessions jeweils vorzeitig mit einem riesen L-Riss im Kite beendet. Einmal war der Kite einfach in der Luft am Fliegen und plötzlich ratsch und das zweite mal nach einem normalen Crash auf dem Wasser.


    Meine Kites sind 10 Jahre alt (Cabrinha Switchblade) und werden nicht extrem, aber regelmässig gebraucht.


    Jetzt meine Frage, was kann man denn von so einem Kite überhaupt erwarten als Lebensdauer? Reparieren wäre natürlich günstiger als neue aber vielleicht ist das Material halt einfach langsam zu schwach und das lohnt sich nicht?

    Falls jemand sich auskennt bin ich froh um eure Meinung!


    Danke & Gruss


    Ralf

  • Hi Ralf

    Das Material leider ja vor allem wenn es im UV-Licht rumliegt - Sonnencrem für Kites gib't aktuell noch nicht. Zudem halt die Stars und Landungen (nicht immer nur hübsche Wiese) und natürlich die Abrisskante welche flattert wenn der Kite aufgeblasen am Strand rumliegt (z.B. beim Trocknen). Insgesamt kommen so deutlich mehr Stunden zusammen als man denkt - da sind 10 Jahre regelmässigen Gebrauch wohl mehr als man durchschnittlich erwarten könnte.


    Wenn Du das Tuch mal genau anschaust, wirst Du an vielen Orten weisse Fäden bzw. Knickstellen sehen - das sind überall angeknackste Stellen wo das Tuch potentiell reissen kann. Klar kann man überall Patchs drauf kleben um schon nur den Ansatz von einem Riss zu vermeiden, wird aber ein Flickwerk und wird wohl auch nicht ewig halten.


    In der Bretagne hat es ja üblicherweise bisschen Wind und oft Welle, wenn der Kite da gespühlt wird, ist es nicht unwarscheinlich, dass der was abbekommt. Habe selber gesehen wie ein quasi neuer Schirm nach einem Waschgang nur noch in Fetzen rumgehangen ist - bei einem 10-jährigen Kite braucht es halt deutlich weniger, damit was passiert. Erstaunlich finde ich, dass ein Kite auch einfach mitten in der Luft reissen kann, aber bei Böen oder eben Vorbeschädigungen kann es das halt mal geben. Als ich in der Bretagne war, waren die Startplätze je nach Wasserstand zwischen reinem Sand (super - wenn man die Ventile sauber hält) und echt fiesen spitzigen Steinen wo auch die Leinen ordentlich leiden, wenn sie sich überall einhaken. Wenn man dann dort noch Selbststart macht, dann ist klar, dass die Lebensdauer drastisch sinkt.


    Ich bin wirklich nicht oft am Kiten, schaue aber, dass ich mein Material so ca. alle 5 Jahre komplett tausche, alles was drüber ist (und eben mehr gebraucht wird) ist wohl schon sehr gut. Auch bei Gleitschirmen habe ich so nach 4-5 Jahren maximal gewechselt - je nach Gebrauch war das dann auch wirklich nötig (Tuch ist sehr ähnlich, bei gewissen Herstellern werden sogar genau die selben Materialien verwendet bei den Gleitschirm wie bei den Kites). In neueren Jahren scheint mir das Material eher etwas langlebiger sofern man nicht auf Leichtbau setzt (find ich bisschen gefährlich mit den neuen leichten Schirmen von Ozone oder den SLS-Modellen von Duotone - mal sehen wie lange die Tücher halten und ob die super leichten Bladder die ganze Lebensdauer überstehen). Switchblade an sich ist ja sonst robust gebaut (ich finde sogar etwas sehr schwer), ich würde mal einen Reparaturbetrieb fragen wie er den Zustand noch einschätzt bevor man reparieren lässt. Gut gemacht ist repariert kein Thema (habe selber einen Schirm der repariert ist), aber oft zählt halt nur das Geld und die billigste Reparaturwerkstätte muss nicht die Qualität liefern welche eine etwas teurere Fachwerkstatt bieten kann. A propos: wenn die Schirme schon 10 jährig sind, würde ich auch mal ein Aue auf die Bar werfen - die Leinen werden genau so gelitten haben wir die Schirme und die Bruchlast dürfte deutlich reduziert sein (oft sieht man das deutlich z.B. an den Chicken-Loops oder Dicks wo die Ummantelung spröde wird bis sie abfällt).


    Generell eine Altersangabe zu machen scheint mir quasi unmöglich, da jeder die Schirme anders fliegt (ich nehme schon eine Nummer kleiner wenn mich der Schirm beim Bar anziehen weiter als bis auf die Zehenspitzen zieht, andere gehen schon gar nicht raus, wenn man nicht mindestens 50% Trimmer setzen muss um den Schirm an Land überhaupt vernünftig handeln zu können) und Einsatz sowie Spots können eine Menge ausmachen wie lang ein Kite in tadellosem Zustand ist. Ist nun mal Gebrauchsmaterial - mit Verlusten muss man leben (das man mit den Listenpreisen der neusten Modelle, inklusive Boards oder Bars, Mühe hat, ist eine andere Geschichte - da kann ein Vorjahresmodell helfen viel Kohle zu sparen).


    Marc

  • Hoi Marc


    Vielen Dank für deine informative Antwort.

    Als mir der 10er in der Luft zerissen ist war es tatsächlich extrem böhig (ich war auch der einzige auf dem Wasser...).

    Und der 14er, war ein paar Tage bevor er nach einem Crash aufs Wasser gerissen ist, einmal ziemlich in den Wellen drin... also schon strapaziert...

    Der örtliche Kiteshop hier hat jetzt mal nicht prinzipiell vom reparieren abgeraten, soll etwa 150 Euro pro Kite kosten.

    Ja ist wohl die gleiche Entscheidung wie bei vielen anderen Dinge ob reparieren mit Risiko das es halt nicht lange hält oder neu... 😉

    Ich schau mal was die lokalen Shops für Vorjahresmodelle oder Gebrauchtkites haben.

    Danke!

  • Hi Ace,


    Kites sind nach regelmässigem Gebrauch nach 10 Jahren definitiv durch.


    Meine Erfahrungen sind, dass Kites knapp 100 Sessions aushalten. Es gibt aber viele Faktoren, die die Lebensdauer beeinflussen. Hier einige Beispiele.

    Kleine Kites die viel im Starkwind unterwegs sind, schaffen kaum die 100. Kites die öfters von der Welle überrollt werden auch nicht.

    Rumflattern und UV sind ebenfalls echte Killer. Einen nassen Kite an der prallen Sonne trocken lassen z.B. ist eine echte Todsünde!


    Dagegen sind Kites die von leichten Mädels im Leichtwind bewegt werden und kaum Crashes haben, fast ewig haltbar.